The Pit
Generous Maria - Electricism (Buzzville Records)Generous Maria“ zu deutsch – großzügige oder großmütige Maria - ,
was soll das bitte bedeuten? Keine Ahnung! Erst dachte ich, vielleicht
bibeltreue Christenrocker aus den US of A. Weit gefehlt – die fünf Maria
huldigenden Herren kommen aus Göteborg, der Heimat von ‚Todesblei’ und ‚
Elchtod’ und haben damit so gar nichts am Hut. Die seit 1998 bestehende
Band fühlt sich im Stoner Rock zuhause (Kann mir mal einer sagen, wo in
Göteborg und Umgebung `ne Wüste ist!). „Electricism“ ist das zweite
Fulltime-Album von Göran Florstrom (voc), Ulrik Nilsson (g), Dan Johansson (g),
Jeppe Klarqvist (b) und Mats Ohlsson (dr). Bevor ich’s vergesse, Gitarrist
Ulrik sieht original aus wie der kleine Bruder von Motörhead-Frontmann Lemmy.
(Und wie kriege ich jetzt das richtige Flair, Sonne, Sand, Staub,
Whisky usw. zu mir nach Hause?). Okay irischen Whisky und einen Liegestuhl
habe ich – und dann? Augen verbunden, Kopfhörer auf, ein tiefer Schluck
(Mineralwasser !!!) und die Play-Taste gedrückt.
Als erstes soll die CD „The chilling effect“ enthalten. Das nennen
die Jungs chillen. Es geht gleich richtig gut los (lang leben die 70-er!).
Kraftvoll und melodisch kommt man zur Sache. Göran klingt, als wäre er vor
der Plattenaufnahme nochmal kurz in die Wüste verschwunden, um eine gesunde
Portion Sand zu inhalieren – Reibeisenstimme garantiert. „Sheer violence“ –
hier wird munter weiter gerockt – sehr schöne Rhythmusarbeit von Schlagzeug,
Bass und Rhythmusgitarre und ein genialer Instrumentalteil in der Mitte des
Titels. „All wrong alright“ fragt man als nächstes. Das Fundament für diesen
Song ist Bluesrock. Passt prima. (Hatte Stoner Rock nicht auch ein paar eher
ruhige Momente – oder habe ich da was verpasst?) Man Jungs, lasst es mal etwas
ruhig angehen, der Rezensent ist schon 44 und längst kein D-Zug mehr.
Die CD hat kein Erbarmen mit mir. Bei „Precious and grace“ wird munter
weiter die Axt geschwungen, das Gaspedal durchgetreten und ein erstes
Gitarrensolo abgefeuert. Headbangen und Luftgitarre sind angesagt
(Jetzt ist mir doch glatt die Wasserflasche entglitten.). Na endlich –
ich werde von der „Slit-eyed lizard“ erlöst. Die fließt zäh wie Lava aus
den Kopfhörern und erinnert mich an ganz frühe Black Sabbath. Herrlich!!!
(Schnell ein Schluck Whisky genommen, das Bangen geht bestimmt gleich wieder los!?)
Doch nicht – schade – also chillt man jetzt erst einmal mit „She’s got plans for me“
ein wenig. Der Song hat ein wundervolles orientalisch/psychedelisches Flair.
(Wer Led Zeppelin und Black Sabbath mag, wird diese Band lieben!) Wie,
ihr wollt nach Hause (das singt man mehrfach in diesem Lied)? Ist nicht
drin Jungs – erst fertig machen. Keine halben Sachen bitte!!! Also weiter –
aber fix. „Ripe (=reif)“ startet mit einem coolen funky Rhythmus. Klar bin ich
reif dafür. Raus aus dem Liegestuhl und abgetanzt (Mach mir den Schamanen.)
Und diese Gitarren in der Mitte, ein paar 70-er Effekte auf dieselben,
den Groove drunter und ab geht der Rezensent. Gnade, nicht so schnell.
Aber schon knallt „Out of my head“ aus den Boxen (Die Kopfhörer habe ich
längst abgeschüttelt.) Wenn das so weiter geht, beschweren sich bestimmt
gleich die Nachbarn. Aarghhh – schon wieder so ein ultra-abgefahrens
Abrock-SchütteldieMähne-Solo! (Wo soll das nur hinführen!?) Es klingelt
an der Tür. Toll (!!!), jetzt gibt es Mecker. Zum Glück klare Fehlanzeige,
die Nachbarn wollen mitfeiern. Da kommt der „Bootlicker“ genau richtig.
Noch mehr Black Sabbath – mäßige Riffs und ein kleiner Querverweis auf
den „Iron Man“. Dank der Nachbarn kocht die Stimmung über. Der Whisky wird
geschändet und die Flasche geleert. Party, Party und nochmals Party.
Das gilt auch für “It’s called love” das schleppender als sein Vorgänger
daher kommt und langsam das Tempo rausnimmt. Zu guter Letzt gibt es als
Rausschmeißer „Li’l crisis of mine“. Der ist nochmals etwas ruhiger. Das
hindert meine Nachbarn nicht, kopfwackelnd und Polonaise tanzend durch meine
gute Stube zu toben. Als die letzten Takte verklungen sind, fallen alle
glücklich hernieder und mein Wohnzimmer gleicht einem Schlachtfeld. Beim
nächsten Mal wird auf dem Balkon gefeiert, da geht weniger kaputt und
außerdem können uns dann alle hören und sehen. |